Volker Hartmann-Langenfelder

 


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Klangcollage 676_sek._liebe

Im Jahr 2009 war Linz, Österreich europäische Kulturhauptstadt, was neben dem offiziellen Programm auch einiges an interessanten Side-Projekten mit sich brachte. Radiospotting war eines davon. Die Projektinitiatoren hatten sich zum Ziel gesetzt, österreichische Autoren zu bestimmten Punkten der Stadt eine Geschichte schreiben zu lassen und diese dann von internationalen Klangkünstlern vertonen zu lassen. An jedem Punkt der Stadt, zu dem es eine Geschichte gab, wurde ein räumlich begrenzter Radiosender installiert, der dann die entsprechende Vertonung der Geschichte im Loop über den Zeitraum einiger Wochen abspielte. Ausgestattet mit einem speziellen Stadtplan, der alle Geschichten zu allen Orten enthielt und einem kleinen Radio, das auf die gemeinsame Frequenz der einzelnen Radiosender eingestellt war, konnte man sich nun auf eine akustische Reise durch Linz begeben.

Nachfolgend ein Ausschnitt aus der Originalbeschreibung meiner Klangcollage, die ich für dieses wunderbare Projekt erstellen durfte:

Das Stück 676_sek._liebe ist eine akustische Interpretation des Textes Liebe, der österreichischen Autorin und Regisseurin Johanna Tschautscher.

Da dieser Text im Rahmen des 2009 in Linz, Österreich angesiedelten Kunstprojekts radiospotting entstand und durch eine markante Örtlichkeit der Stadt – eine Stahlskulptur des spanischen Künstlers Amadeo Gabino am Ufer der Donau – inspiriert wurde, basieren alle Sounds des Stückes auf Originalgeräuschen, die bei Field Recordings vor Ort aufgenommen wurden. Dadurch, dass der Ort als Inspirationsquelle für den Text diente, der Text als Inspiration zur akustischen Interpretation desselben und die akustische Interpretation sich wiederum des Ortes – des Ausgangspunktes – bedient, schließt sich ein Kreis zu einem in sich geschlossenen System. Auch die Liebe, so der Titel von Johanna Tschautschers Text, wird gerne als ein in sich geschlossenes System gesehen, was sie jedoch, wie eine der Interpretationsmöglichkeiten des Textes Liebe verdeutlicht, mitnichten auch tatsächlich ist.

Der als Dialog angelegte, stark an ein Drehbuch erinnernde Text präsentiert mit den Liebenden Elisa und Tobby, die sich nach langer Zeit, in der sie sich nicht gesehen haben, an einem Ort aus offensichtlich glücklicheren Tagen – der Stahlskulptur – treffen eben nicht zwei Menschen, die in einem in sich geschlossenen System ihrer Liebe schon fast zu einer Einheit, einem Protagonisten verschmelzen. Statt dessen sieht man sich mit einem Protagonisten und einem Antagonisten konfrontiert, die in ihren Haltungen letztendlich erstarrt, leidenschaftlich aneinander vorbeireden. Dem Außenstehenden bleibt ohne Kenntnis der Vorgeschichte lediglich ein temporärer Ausschnitt, den er bei der Beobachtung der beiden in ihrem Ringen um gegenseitiges Verständnis, um Loslösung und Erlösung bewerten, interpretieren kann – aufgrund von und eventuell auch im Rückschluss auf die eigene Erfahrung in Fragen der Liebe.

Zur Umsetzung der akustischen Interpretation

Neben den in Linz, bei der Stahlskulptur an der Donau aufgenommenen Geräuschen, einem Soundschnipsel-Fundstück aus dem Internet, das auf den Standort der Skulptur beim Linzer Brucknerhaus verweist und den gesprochenen - oder eher geflüsterten - Fragmenten aus Johanna Tschautschers Text fanden bei der akustischen Umsetzung keinerlei Instrumente Verwendung.

Die Geräusche wurden geschnitten, teilweise geloopt, sowie mit digitalen Filtern und Effekten weiter bearbeitet und verfremdet. Die Auswahl der Filter und Effekte erfolgte zufällig. Der Grund für die zufällige Auswahl der Bearbeitungs- und Verfremdungsmethoden ist darin zu sehen, dass Filtern und Effekten bestimmte symbolische Bedeutungen zukommen – nämlich äußere Einflüsse auf die in der Geschichte handelnden. Es sind diese zufälligen äußeren Einflüsse in der dem Außenstehenden unbekannten Vorgeschichte von Elisa und Tobby, die die beiden in dem zeitlichen Ausschnitt, in dem man sie in der Geschichte erlebt, eben so handeln und argumentieren lassen, wie sie es tun. Frühe und frühere Einflüsse, die Reaktionen, Erwartungshaltungen, Sichtweisen usw. bestimmen.

Fast ebenso zufällig wie die frühen und zufälligen externen Einflüsse, die das sichtbare Geschehen in Johanna Tschautschers Text beeinflussen, ist das Arrangement des Stückes angelegt. Ein Spiegelbild des Textes, mit Stimmungen, Störungen, Sprüngen. Wie als Leser des Textes, muss man sich auch als Hörer des Stückes an die Dechiffrierung des Gehörten wagen, auf die Suche nach dem Subtext.

Einzig der zeitliche Ablauf des Stückes ist strukturiert. Dazu wurde der Text in ein zeitliches Raster übertragen, dieses in ein einfaches grafisches Schema, dem dann wiederum bestimmte Grundthemen (Elisa und Tobby) zugewiesen wurden. Die Sounds für die Grundthemen entstanden auf ebenso zufälliger Basis, wie alle anderen Töne des Stücks und wurden dem grafischen Schema ebenfalls per Zufall zugewiesen. [...]

 

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